Organisierte Kreativität

Word Cloud Kreativität

Geht das überhaupt? Kann man Kreativität überhaupt organisieren? Ist Kreativität nicht etwas, was einfach spontan und irgendwie ein bisschen wild aus einem herausbricht? Der Maler, der spontan ein Bild auf die Leinwand zaubert. Der Schriftsteller, der nächtelang sein neuestes Werk schreibt. Der Enterpreneur, der eines Morgens eine geniale Idee hat und damit ein erfolgreiches Start-up gründet. Das sind die Bilder, die mir in den Kopf kommen, wenn ich an Kreativität denke. Und so scheint es auch vielen anderen zu gehen. „Ich bin nicht besonders kreativ“ höre ich immer wieder. Vielleicht haben wir aber auch nur falsche Erwartungen an uns und an unsere Kreativität.

Kreativität kommt von kreieren und dieses vom lat. creāre „(er)schaffen, (er)zeugen, (er)wählen“ (siehe Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache). Einen guten Artikel über Kreativität habe ich auf kreativesdenken.com gefunden. Hier wird betont, dass Kreativität keineswegs aus dem Nichts kommt, sondern sich immer auf (Fach)Kenntnis des Alten und Bewährten aufbaut und durch eine Neuartige Kombination von Bekanntem Wissen das Unbekannte, Neue erschlossen wird. Über den kreativen Menschen schreibt die Autorin Heike Thormann, dieser sei spontan, emotional und spielerisch, allerdings nicht unkontrolliert, sondern durchaus zielgerichtet und bewusst. Kreativität ist also nicht unbedingt einfach etwas Neues zu erschaffen, sondern das Umformen und Verändern von Bekannten. Kreativität ist ein Prozess, kein Ergebnis aus dem Nichts.

Für den Bereich des persönlichen Wissensmanagements hat Harald Jarche das sogenannte „Seek-Sense-Share Framework“ entwickelt. Dabei geht es darum, die persönliche (professionelle) Entwicklung durch einen geordneten Prozess gezielt zu steuern. Die eigenen Methoden und Tools Informationen und Wissen zu sammeln, zu verarbeiten und weiterzuverbreiten werden strukturiert.

Seek – wie sammle ich Informationen und Wissen, was sind meine Quellen

Sense – diese Informationen und Wissen verarbeiten, strukturieren und meinem persönlichem Wissen hinzufügen. „Sinn schaffen“ in dem ich neues Wissen meinem bestehendem hinzuzufügen, dieses neu vernetzen und reflektieren.

Share – Ideen, Erfahrungen und Ressourcen austauschen, anderen zugänglich machen und mit Kollegen zusammenarbeiten.

Mit Thormanns Artikel über Kreativität im Hintergrund kann man Jarches Konzept nicht nur als einen Rahmen für das persönliche Wissensmanagement betrachten, sondern als Anleitung zum kreativen Arbeiten per se. Bleiben wir bei dem Bild des Malens. Denken wir an die berühmten Alten Meister. Wie viele Studien antiker Meister, Skizzenbücher und Vorzeichnungen sind uns erhalten geblieben. Auch sie haben ihre Schöpfungen nicht aus dem Nichts erschaffen, sondern gesammelt, reflektiert und umstrukturiert um zu ihren Neuschöpfungen zu kommen. Wie viele Menschen gibt es, die gerne zeichnen aber meinen „ich kann nicht zeichnen“. Sie erwarten, einfach aus dem Nichts geniale Zeichnungen auf das Papier bringen zu können. Ich will gar nicht bestreiten, dass es Talente gibt, die dies können. Aber auch jene, die meinen, kein oder wenig Talent zu haben, können kreativ arbeiten. Heutzutage ist es einfach, sich über Pinterest oder Instagram Vorlagen und Inspirationen zu holen. Wer sich immer wieder Vorlagen holt, abzeichnet und kopiert, wird irgendwann von selber Veränderungen vornehmen, abwandeln, verschiedene Vorlagen kombinieren und damit eigene kreative Werke erschaffen.

Ich glaube, wir können alle in den von uns gewählten Bereichen kreativ sein, auch wenn wir vielleicht der Ansicht sind, nicht so viel Talent zu haben. Kreativität hat nur bedingt mit Talent für die Sache zu tun. Es entzaubert unser Bild vielleicht etwas, aber auch Kreativität hat mit Organisation und Struktur zu tun. Kreatives Arbeiten bedeutet für mich, zielgerichtet und bewusst Freiräume und Orte für Spontanität, Ideen und Vernetzungen zu schaffen.

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